„Mission accomplished“: Grüne Lungen für den Campus
Geförderte des Deutschlandstipendiums zeigen Dankbarkeit, indem sie ihre Talente spenden. Etwa für das Nachhaltigkeitsprojekt „Plant a Seed“ an der TU München. Es lässt Campusgärten entstehen und bietet Lösungen für den „Urban Heat Island“-Effekt.
Dem Gefühl der Dankbarkeit werden zahlreiche positive Wirkungen zugeschrieben: Dankbare Menschen sind optimistischer, glücklicher, einfühlsamer, fitter und belastbarer als andere. Wer selbst materielle oder immaterielle Wertschätzung erfahren hat, gibt diese Erfahrung gut gelaunt weiter. Das bestätigt sich auch im Netzwerk des Deutschlandstipendiums, dessen Gemeinschaft nunmehr seit zehn Jahren besteht und in dieser Zeit immer dichter und tragfähiger wurde. Die größte öffentlich-private Partnerschaft im deutschen Bildungsbereich profitiert vom Engagement und dem Enthusiasmus der Beteiligten.
Das belegt auch die Initiative „Talente Spenden“ an der Technischen Universität München (TUM).
Talente werden schon seit 2014 gespendet
Die Idee, eigene Fähigkeiten im Sinne der Allgemeinheit einzubringen und ihre durch das Stipendium gewonnenen Freiräume sinnstiftend zu nutzen, keimte an der TU München bereits im Jahr 2014. Die Mitmenschen wie auch die Umwelt sollten davon profitieren. Im Laufe der Zeit initiierten die Studierenden Blutspende-Aktionen, Kleiderspenden für Geflüchtete, Nachhilfestunden für Kinder aus bildungsfernen Familien, Workshops für nachhaltigen Konsum und Aktionen der gemeinsamen Grünflächenpflege. Dass die Stipendiatinnen und Stipendiaten des Deutschlandstipendiums mit ihrem gesellschaftlichen Engagement nah am Puls der Zeit sind, zeigt etwa das Projekt „Food as Medicine“. Es greift den Trend zur bewussten Ernährung auf und bietet regelmäßige Workshops, die „Superfoods“ und deren gesundheitliche Vorteile beleuchten. Dabei werden wissenschaftliche Forschungsergebnisse mit Blick auf Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel analysiert.
Wie gehen wir mit dem Klimawandel um?
Auch die jüngste Erfolgsgeschichte „Plant a Seed“ knüpft an ein gesellschaftlich relevantes Zukunftsthema an – den Umgang mit dem Klimawandel. Am Anfang stand eine große Vision: das Universitätsgelände sollte grüner und damit auch das durch Beton und Glasflächen aufgeheizte Stadtklima erträglicher werden. Grüne Lungen im Stadtraum wappnen den Ballungsraum gegen extreme Temperaturen. Dafür brachten Studierende aus unterschiedlichen Fachbereichen ihr Know-how ein und gemeinsam ein Projekt auf den Weg. „Mission accomplished“, also Mission erfüllt, kann Initiatorin Veronica Becker inzwischen sagen. Ihr war es wichtig, ein ehrgeiziges Ziel zu definieren, nur so könne man über sich selbst hinauswachsen, sagt die Masterstudentin im Fach Umweltingenieurwesen.
Mehr als „ein nettes Gartenprojekt“
Die Deutschlandstipendiatin hat inzwischen ein Team aus 80 Studierenden zum Mitmachen bewegt. Gemeinsam sind Gemüse-Hochbeete auf dem Campus in der Innenstadt angelegt worden. Damit wird der sogenannte „Urban Heat Island“-Effekt abgeschwächt, der in betonreicher Innenstadtumgebung für ein drückendes Stadtklima im Sommer sorgt. Mehr Grünflächen wirken dem entgegen. Der angehenden Umweltingenieurin ist allerdings wichtig zu betonen, dass hinter ihrem Plan mehr steckt als „ein nettes Gartenprojekt“. „Plant a Seed“ hat auch einen wissenschaftlichen Hintergrund, es bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für Fragestellungen aus den Disziplinen der TUM. Im Kleinen werden große Fragen diskutiert. So analysieren etwa Studierende aus dem Umweltingenieurwesen, wie sich die grünen Flächen auf das städtische Mikroklima auswirken. Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler nehmen Wertschöpfungsketten in Augenschein und angehende Architektinnen und Architekten entwickeln Designideen für Hochbeete und Campusgärten. Aktuell wird eine Bachelorarbeit über die Bewässerungssysteme für Hochbeete verfasst.
Talent zur Begeisterungsfähigkeit
Initiatorin Veronica Becker hat nicht nur einen grünen Daumen, sondern auch ein Talent dafür, Mitstreiterinnen und Mitstreiter für die Dinge zu begeistern, die ihr am Herzen liegen. Wie etwa der Umweltschutz und lebenswerte Städte. Ihr nächstes Ziel ist, mehr Hochschulen und Städte für „Plant a Seed“ zu gewinnen. Sie träumt davon, die Projekte miteinander zu vernetzen und Netzwerke aus lokalen Lebensmittel-Lieferketten entstehen zu lassen. Dieses Ziel will sie hartnäckig verfolgen, denn sie hat es sich in den Kopf gesetzt. Ihr Credo: Wenn sie so viel Zeit in etwas investiert, will sie auch den Erfolg sehen. Auch bei Widrigkeiten und nötigen Strategiewechseln behält sie ihr Ziel stets klar vor Augen. Veronica Becker hat sich auch um die Finanzierung des Projekts gekümmert und von Beginn an externe finanzielle Unterstützung eingeworben. Neben Spenden von Baumärkten und Gartencentern wird das Projekt auch von einigen Lehrstühlen gefördert.
Ermöglicht wird dieses Engagement auch durch das Deutschlandstipendium. Bevor sie sich für die Förderung beworben hat, musste sich Veronica Becker mit gleich drei Nebenjobs über Wasser halten. Nun hat sie den Freiraum gewonnen, ihr Talent zu spenden und ihre Ideen für eine lebenswerte Zukunft in die Tat umzusetzen.
Stand: Dezember 2021