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Ein Herz, das für die Medizin schlägt

Seit seiner Kindheit will Tobias Ellinger helfen, Krankheiten zu heilen. Heute erforscht er als Doktorand an der Technischen Universität München, wie sich Menschen nach einem Herzinfarkt besser erholen können. Das Deutschlandstipendium hat ihn auf seinem Weg begleitet.

Seit seiner Kindheit will Tobias Ellinger helfen, Krankheiten zu heilen. Heute erforscht er als Doktorand an der Technischen Universität München, wie sich Menschen nach einem Herzinfarkt besser erholen können. Das Deutschlandstipendium hat ihn auf seinem Weg begleitet.

Das Klinikum rechts der Isar ist ein unaufgeregter Bau in München. Doch wer im Labor Tobias Ellinger über die Schulter schaut, kann etwas Ungeahntes beobachten: einen Doktoranden, der gezüchteten Miniherzen gezielt Schlaganfälle verpasst. Dystopisch klingt das. Doch es stellt wichtige Grundlagenforschung dar. Denn noch befinden sich die jungen, aus Stammzellen gezüchteten Miniherzen im Entwicklungsstadium. Nach einem Infarkt können sie sich selbst regenerieren – eine Eigenschaft, die bei älteren Herzen leider verloren geht. „Wir wollen die Entwicklungsprogramme herausfinden, die sich da abspielen. Um sie in Zukunft – das wäre natürlich der Traum – in Erwachsenen durch ein Medikament zu reaktivieren. Damit würde sich das Herz eines Menschen, der einen Herzinfarkt erleidet, wieder regenerieren.“

Schritt für Schritt vom Traum zur Wirklichkeit

Schon als Kind träumt Tobias von einem Beruf, in dem er Menschen von Krankheiten heilen kann. Nach dem Fachabitur absolviert er in einem Pharmakonzern eine Ausbildung zum Laboranten. Dort untersucht er die Qualität von pharmazeutischen Wirkstoffen. Doch das reicht ihm nicht: „Ich hatte das Gefühl, dass da noch mehr kommen muss, damit ich meine Ziele erreiche.“ Also nimmt er an der Fachhochschule Mannheim ein Bachelorstudium in biologischer Chemie auf. „Da habe ich mich richtig reingelegt, das hat echt Spaß gemacht.“ Sein Studium schließt er mit der Note 1,2 und Auszeichnung ab.

Zusätzlich fängt Tobias bei den Maltesern eine ehrenamtliche Ausbildung als Rettungssanitäter an, „um die Zeit sinnvoll zu nutzen“, wie er sagt. „Ich wusste damals: Bei den Maltesern bekomme ich mehr Einblicke, wie man Menschen hilft.“ So arbeitete Tobias Tag und Nacht daran, seinen Traum zu erreichen: tagsüber im Rettungssanitäter-Kurs, abends an seiner Bachelorarbeit, nachts im Rettungswagen. „Das war schon anstrengend, aber so habe ich meine Einsätze bekommen und Erfahrungen gesammelt.“ Seine Kolleginnen und Kollegen im Ehrenamt motivieren ihn zusätzlich, immer weiterzumachen.

Dann steht die nächste Hürde bevor: der Einstellungstest und das Interview für den Master in Humanbiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Mir war ein bisschen bange. Aber ich habe versucht, mich so gut wie möglich darauf vorzubereiten und bin da wirklich reingekommen.“ Dort widmet Tobias sich in seiner Masterarbeit dem, was er heute als Doktorand am Klinikum rechts der Isar erforscht – und was das Potenzial hat, allein in Deutschland über 300.000 Herzinfarktpatientinnen und -patienten pro Jahr zu helfen.

Wegbegleiter Deutschlandstipendium

Zum Deutschlandstipendium gelangt Tobias über Umwege. Zum ersten Mal begegnet es ihm während seines Bachelors in Mannheim. „Da war ich noch im ersten oder zweiten Semester und habe schon gesehen, dass man sehr gute schulische Leistungen braucht. Ich dachte mir: Oh Gott, wenn ich mich da mit meinem Fachabiturzeugnis mit einem Schnitt von 2,2 bewerbe, dann wird das nichts.“ Auch sein soziales Engagement bei den Maltesern hatte Tobias noch nicht aufgenommen. „Deswegen habe ich einfach gedacht: Da gibt’s keine Chance für mich, ein Stipendium zu bekommen.“

Erst als er im Master eine E-Mail von der Universität erhält, dass man sich jetzt um ein Deutschlandstipendium bewerben könne, schöpft er neuen Mut. Denn nun kann er gute Noten und seine Ausbildung vorweisen. Tobias bewirbt sich – und hat Erfolg. Rückblickend sagt er, die 300 Euro Förderung halfen ihm, Studium und Ehrenamt unter einen Hut zu bringen. „Ich bin sehr dankbar dafür, weil ich mich nie einschränken oder mir einen anderen Job suchen musste.“

Neben der finanziellen Unterstützung weiß er vor allem die Anerkennung zu schätzen. „Die Malteser sagen, dass es supertoll ist, was ich da mache, und meine Eltern sind auch stolz auf mich. Wenn dann zusätzlich von außen so eine Wertschätzung kommt, ist das einfach echt schön.“ Seine Förderung erhielt Tobias zur Hälfte von der Bundesregierung und zur Hälfte von einem Pharmaunternehmen. In die Wirtschaft gehen möchte er trotzdem nicht so bald. Für die nächsten Jahre ist er mit seiner Promotion beschäftigt – und kommt seinem Traum damit Tag für Tag ein Stück näher.

Stand: Mai 2024