Medizintechnik trifft Mathematik
An der BTU Cottbus-Senftenberg wurde die Bachelorarbeit von Annika Jöster als beste ihrer Fakultät ausgezeichnet. Das Deutschlandstipendium hat der 27-Jährigen geholfen, sich auf ihr Studium der Medizintechnik und der Mathematik zu konzentrieren.
An der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg wurde die interdisziplinär angelegte Bachelorarbeit der Deutschlandstipendiatin Annika Jöster als beste ihrer Fakultät ausgezeichnet. Die Förderung durch das Deutschlandstipendium hat der 27-Jährigen geholfen, sich auf ihr Studium der Medizintechnik und Mathematik zu konzentrieren.
Mathematik und Medizintechnik sind schon jedes für sich genommen anspruchsvolle Studiengänge. Annika Jöster entschied sich für ein Doppelstudium an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Die Kenntnisse aus beiden Fachrichtungen verbindet sie in ihrer interdisziplinär angelegten Bachelorarbeit zum Thema „Segmentierung von retinalen Blutgefäßen mit Laplace-Pyramiden“. Die Unterstützung durch das Deutschlandstipendium hat ihr den Rücken freigehalten und sie darin bestärkt, in beiden Bereichen zu forschen. Entsprechend vielschichtig ist das Ergebnis ihrer Bachelorarbeit.
Algorithmus mit Potenzial
Bei dem von Annika Jöster in ihrer Bachelorarbeit entwickelten Verfahren im Bereich der medizinischen Bildgebung handelt es sich um eine spezielle Methode zur Segmentierung von retinalen Fundusbildern. Was das genau bedeutet, erklärt die Wissenschaftlerin selbst: „Ein Fundusbild ist die Aufnahme des Augenhintergrundes. Retinal bezieht sich auf die Retina, also die Netzhaut, und Segmentierung ist ein Begriff aus der Bildbearbeitung. Der Punkt ist, dass auf diesen speziellen Aufnahmen das Kapillarsystem der Netzhaut und Veränderungen der Blutgefäße zu erkennen sind.“ Diese Veränderungen zu registrieren ist für Augenärztinnen und -ärzte wichtig zur Beurteilung bestimmter Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes. Die Spezialaufnahmen des Auges sind in der Regel aufwendig zu analysieren. Computer unterstützen zwar das hochqualifizierte Fachpersonal bei der Aufgabe. Doch es besteht Verbesserungsbedarf, um das Überprüfen der Bilder zu erleichtern. „Dadurch, dass man eine so hohe Anzahl an Aufnahmen hat und auch die Blutgefäße sehr stark in ihrer Größe variieren, wird die Computerunterstützung immer bedeutsamer.“ In diesem Bereich ist die Bachelorarbeit von Annika Jöster angesiedelt. Das Besondere: Der von ihr erstellte Algorithmus arbeitet besonders schnell und sehr genau. Auf diese Weise können Fundusbilder mit einer höheren Qualität und Auflösung erzeugt werden. Aufgrund der Effizienz und Genauigkeit sehen die Professorinnen und Professoren in der von Annika Jöster entwickelten Methode sehr großes Potenzial sowohl im wissenschaftlichen Bereich als auch für die praktische Anwendung in Kliniken und Praxen. Deshalb wurde die Bachelorarbeit der Deutschlandstipendiatin als beste der MINT-Fakultät der BTU Cottbus-Senftenberg ausgezeichnet. Der praktische Bezug war der Deutschlandstipendiatin wichtig: „Mich interessiert die angewandte Forschung, die der Lösung eines praxisrelevanten Problems dient.“
Engagement im Senat der Universität
Annika Jöster war während ihres Studiums in der Studierendenvertretung im Senat der Universität tätig und konnte auf diese Weise bei allgemeinen Angelegenheiten mitabstimmen. „Besonders wichtig finde ich bei der Gestaltung der Lehre an Hochschulen, dass die Forschung an gesellschaftliche und ökologische Entwicklungen angepasst und optimiert wird. Bei Abstimmungen habe ich dieses Ziel immer wieder vor Augen gehabt.“ Die Arbeit an Zukunftsthemen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit oder chronische Krankheiten hält sie für eine der wesentlichen Aufgaben von Forschung und Entwicklung.
Zeit, um auch mal falsch abzubiegen
Wie lange es braucht, um auf einen geeigneten Lösungsansatz zu kommen, weiß die Wissenschaftlerin aus eigener Erfahrung. Das Schreiben der Bachelorarbeit beschreibt sie als zeitintensiv: „Ich habe mich ungefähr ein Semester lang intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt.“ Ausdauer und Durchhaltevermögen seien in dieser Zeit ganz besonders wichtig gewesen. Den finanziellen Rückhalt durch das Deutschlandstipendium hat Annika Jöster gerade in dieser Zeit als sehr wertvoll empfunden: „Denn, um auf Lösungsansätze zu kommen, muss man auch mal einen falschen Weg einschlagen können. Dafür braucht es Zeit und Ressourcen.“ Das Geld war aber nicht der einzige Grund, warum sich die Studentin um das Stipendium beworben hat: Auch, dass beim Deutschlandstipendium explizit der Kontakt zwischen Stipendiatinnen, Stipendiaten, Förderinnen und Förderern durch Treffen und Veranstaltungen unterstützt wird, hat ihr gefallen. Denn der Austausch mit anderen Expertinnen und Experten hat sie immer wieder dazu angeregt, sich mit anderen Sichtweisen auseinanderzusetzen.
Stand: Januar 2020