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Altes und Neues verbinden

Als Kind hat Saskia Brunst ihre Liebe zu alten Schriften entdeckt. In ihrem Archiv-Studium ist sie dieser Leidenschaft weiter nachgegangen. Durch das Deutschlandstipendium haben sich für sie neue Perspektiven eröffnet.

Als Kind hat Saskia Brunst ihre Liebe zu alten Schriften entdeckt. In ihrem Archiv-Studium ist sie dieser Leidenschaft weiter nachgegangen. Durch das Deutschlandstipendium haben sich für sie neue Perspektiven eröffnet.

Es begann in den Archiven, die sie mit ihrem Vater besuchte, der als Hobby Familienforschung betrieb. Dort begegnete sie zum ersten Mal alten Handschriften, die sie nicht entziffern konnte. „Das hat mich fasziniert. Später habe ich mir die Sütterlin-Schrift selbst beigebracht. So bin ich in das Feld des Archivwesens gerutscht“, erzählt Saskia Brunst, die an der Fachhochschule in Potsdam studiert und sich nach ihrem Bachelorabschluss im Studiengang Archiv für den Masterstudiengang Informationswissenschaften entschied.

Wissen entschlüsseln und daraus lernen

Das Deutschlandstipendium erhielt sie zum ersten Mal 2019. An den Moment, als sie die Nachricht erreichte, erinnert sie sich noch gut: „Mehr als diese finanzielle Förderung hat mir bedeutet, dass meine Arbeit geehrt wurde. Das war sehr schön“. Saskia nutzte die erste Förderung, um ihre Fähigkeiten als Übersetzerin von alten Handschriften als Dienstleistung anzubieten und gründete ein Kleingewerbe mit einer eigenen Webseite. „Damit habe ich mir einen großen Traum erfüllt.“ Das Entziffern von alten Schriftstücken (19. bis 20. Jahrhundert) erlernte sie während ihres Archiv-Studiums. Ebenso beschäftigte sie sich mit der Frage, welche Relevanz schriftliche Erzeugnisse für die Zukunft haben. Archive als Gedächtnis der Gesellschaft – diese Betrachtung teilt sie. Wie wichtig das Aufbewahren von Wissen für unser Leben heute ist, wurde ihr besonders klar, als sie sich im Rahmen eines Seminars intensiver mit der Lebensgeschichte von jüdischen Bauhaus-Frauen beschäftigte: „Ich halte das für sehr wichtig, solche Vergangenheiten so aufzubereiten, dass sie im Gedächtnis der Gesellschaft bleiben, um aus der Vergangenheit zu lernen.“

Impulsgeber Deutschlandstipendium

Das Deutschlandstipendium ermöglichte ihr, sich auf ihre wissenschaftliche Arbeit zu konzentrieren. „Das ist eine sichtliche Erleichterung, vor allem im Hinblick auf die Masterarbeit. So kann ich mir guten Gewissens Literatur anschaffen, die auch mal ein bisschen teurer ist.“ Sie hat sich die „Encyclopedia of Archival Science“ für 150 Euro gekauft, die sie sich sonst nicht geleistet hätte. Darüber hinaus genießt sie den engen Kontakt zu ihrem Förderer, der AUGIAS-Data GmbH, ein Unternehmen, das Software für Archive, Museen und Bibliotheken entwickelt. Besonders gefreut hat sie sich über die Gelegenheit, einen Blogartikel für deren Website zu verfassen, in dem sie ihre Erfahrungen während eines Praktikums im Historischen Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes schildert. Auch die vom Förderer initiierten Treffen mit anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten begeistern sie: „Diese Vernetzung und diesen fachlichen Austausch über das Deutschlandstipendium zu ermöglichen – das ist ganz wunderbar!“

Offen für Anregungen von außen

Seit 2022 studiert Saskia Brunst Informationswissenschaften, aktuell bereitet sie ihre Masterarbeit zum Thema Records Management vor. Solche Aufgabenreiche sollen beispielsweise die (Zusammen-)Arbeit von Behörden erleichtern. Dabei geht es darum, Datensätze und analoge Akten so anzulegen, dass auch in Zukunft nachvollziehbar bleibt, wer wann welche Dokumente angelegt oder verändert hat. Sie selbst sieht sich eher in einer vermittelnden Rolle: „Die Behörde braucht die Akten für den laufenden Betrieb. Wir Archivare denken immer schon einen Schritt weiter in Richtung Archivierung.“ Sie möchte vor allem begriffliche Aspekte beleuchten und mehr Klarheit schaffen, wie bestimmte Sachverhalte benannt werden. Viele Impulse holt sie sich dabei aus einer Arbeitsgemeinschaft ihres Praxispartners mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Behörden. „Das ist eine gute Chance, deren Blinkwinkel einzunehmen und nicht nur rein archivisch an das Thema ranzugehen.“ Sich Input von außen holen, um die eigene Sichtweise zu überprüfen, ist ein Ansatz, der Saskia Brunst gefällt. „Ich könnte auch meinen Förderer anschreiben und fragen, wie deren Blick auf das Thema ist.“  

Praxisnahe Förderung

Obwohl sie häufig in überraschte Gesichter blickt, sobald sie erzählt, was sie studiert, würde sie ihren Studiengang nicht als Orchideenfach bezeichnen. „Früher hätte ich das mit einem klaren Ja beantwortet, aber mittlerweile denke ich mir, Archive und Archivierung findet man eigentlich überall. Es müsste nur mehr ins Bewusstsein rücken.“ Sie empfindet es als großes Geschenk mit der AUGIAS-Data GmbH einen Förderer gefunden zu haben, der sie auf ihrem wissenschaftlichen Weg begleitet und nicht nur ihrer Arbeit so viel Aufmerksamkeit schenkt. „Was ich über die vier Jahre, in denen ich gefördert wurde, beobachtet habe, ist, dass in unserem Fachbereich eine große Anzahl an Deutschlandstipendien vergeben wird, was daran liegt, dass wir mehrere praxisnahe Förderer haben!“

Stand: März 2023