Hochschulkooperation in Berlin
Einen neuen Weg haben 19 Berliner Hochschulen bei der Einwerbung für Deutschlandstipendien eingeschlagen: Gemeinsam luden sie Förderer, Unterstützer, Stipendiatinnen und Stipendiaten aus der Hauptstadt ein. Ein Beispiel, das Schule machen könnte.
19 für Berlin
Erstes Jahrestreffen "Deutschlandstipendium"
Einen neuen Weg haben 19 Berliner Hochschulen bei der Einwerbung für Deutschlandstipendien eingeschlagen: Gemeinsam luden sie im Oktober Förderer, Unterstützer, Stipendiatinnen und Stipendiaten aus der Hauptstadt ein. Ein Beispiel, das Schule machen könnte.
Ein gemeinsames Jahrestreffen von 19 Hochschulen eines Bundeslandes - das gab es noch nie beim Deutschlandstipendium. Am 11. Oktober 2012 luden die Hochschulen der Hauptstadt erstmals gemeinsam Förderer und Stipendiaten in die Humboldt-Universität ein, die auch die Organisation des Abends übernommen hatte.
Gemeinsam mehr gewinnen
Das Motto: "Deutschlandstipendium in Berlin - wir machen mehr daraus" zog in der Hauptstadt 200 Gäste an, der Gastgeber war sehr zufrieden: "Netzwerke aufbauen für Innovationen und künftige Fachkräfte fördern - das lässt sich mit dem Deutschlandstipendium hervorragend organisieren, und dafür müssen wir die geeigneten Plattformen schaffen", erklärte Jan-Hendrik Olbertz, Präsident der Humboldt-Universität. Gar nicht so einfach, will man meinen. Schließlich geben die Förderer ihr Geld nur einmal und oft auch nur an einer Hochschule aus. Das sahen die Hochschulvertreter unter den Gästen jedoch eher gelassen: "Natürlich stehen wir bei Dritt- und Fördermitteln immer auch ein wenig im Wettbewerb miteinander. Zugleich müssen wir aber alle ein gemeinsames Interesse an der Attraktivität des Standortes Berlin haben und wenn wir der Idee des Deutschlandstipendiums gemeinsam zu mehr Bekanntheit verhelfen, werden am Ende alle mehr Förderzusagen erreichen und alle gemeinsam davon profitieren", sagte Michael Heine, Präsident der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.
Geringer Aufwand, großer Nutzen
Dieser Grundgedanke stieß bei allen Teilnehmern auf Zustimmung. Neben den Vertreterinnen und Vertretern von Großunternehmen wie der Deutschen Bahn, Bayer und Siemens verfolgten auch die Personalmanager und Chefs zahlreicher kleiner und mittlerer Unternehmen die Podiumsdiskussion zum Thema "Gemeinsam Verantwortung übernehmen".
Anne Seebach, bei Wooga verantwortlich für den Austausch mit den Hochschulen, berichtete von ihren Erfahrungen mit dem Deutschlandstipendium. Das Berliner Spielesoftware-Unternehmen entwickelt Internet-Spiele für soziale Netzwerke wie Facebook. Die Hauptstadt mit ihrer jungen, internationalen Kreativszene gilt als einer der wichtigsten Standorte der Spielebranche in Deutschland. Für Anne Seebach ist die Zusammenarbeit mit den Hochschulen vor Ort wichtig, das Deutschlandstipendium findet sie gut: "Wir leben vom Know-how aus den Hochschulen und geben im Gegenzug gerne etwas zurück." Für die gemeinsame Spitzenförderung mit dem Bund sprechen aus ihrer Sicht auch ganz pragmatische Gründe: "Der Förderbetrag ist überschaubar, die Hochschulen nehmen uns bei der Organisation viel ab, der Aufwand für uns ist unglaublich gering." Gemessen daran kann das Deutschlandstipendium viel bewirken.
Talentwerbung mit positiven Nebenwirkungen
Die Studierenden selbst freuen sich über die Anerkennung ihrer Leistungen ebenso wie über die monatliche Finanzspritze und die Motivation. Die meisten der hier versammelten Deutschlandstipendiaten engagieren sich neben ihrem Studium noch in sozialen Projekten, geben Nachhilfeunterricht für Kinder mit Migrationshintergrund, stehen Menschen mit Behinderung zur Seite oder kümmern sich um ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger. "Nach solchen talentierten, wissbegierigen und engagierten Menschen muss man oft lange suchen", sagt Christian Rücker, Unternehmer und Alumnus der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Das Deutschlandstipendium ermögliche den regelmäßigen Austausch mit jungen Studierenden, die über den Tellerrand hinausschauen. "Anders als bei einem Vorstellungsgespräch weiß ich anschließend viel besser, ob jemand ins Team passt oder nicht. Und dabei kann ich so wie heute auch noch viele weitere interessante Kontakte zur Hochschule oder zu anderen Förderern knüpfen."
In den Ohren von Cornelia Quennet-Thielen klingt das wie Musik. Es zeigt, dass die Idee aufgeht, für die sie als Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung unermüdlich wirbt. "Das Jahrestreffen veranschaulicht einmal mehr, wie viel Potenzial unser neues Instrument der Spitzenförderung beinhaltet, und dass es immer mehr Früchte trägt." Die Initiative der Hochschulen freut sie. Natürlich sei es in Berlin leichter sich zusammenzutun als in einem großen Bundesland wie Bayern oder Nordrhein-Westfalen. "Ich hoffe aber trotzdem, dass das Berliner Beispiel an ganz vielen Stellen in Deutschland Nachahmer findet."