„Eine vollkommen neue Förderkultur“
An der Technischen Universität Kaiserslautern ist mit dem Deutschlandstipendium ein neues Miteinander von Fachbereichen, Förderern und Studierenden entstanden. Ein gutes Argument für potenzielle Mittelgeber, weiß Fundraiserin Carla Sievers.
An der Technischen Universität Kaiserslautern ist mit dem Deutschlandstipendium ein neues Miteinander von Fachbereichen, Förderern und Studierenden entstanden. Ein gutes Argument für potenzielle Mittelgeber, weiß Fundraiserin Carla Sievers. Wir sprachen mit ihr über Fundraisingstrategien, Eliteförderung und Förderer, die aus ganz Deutschland anreisen.
Frau Sievers, die Technische Universität Kaiserslautern beteiligt sich seit 2011 am Deutschlandstipendium. Was hat sich an Ihrer Hochschule durch das Deutschlandstipendium verändert?
Da ist fachbereichsübergreifend eine neue Förderkultur entstanden, die es vorher so nicht gab. Das Deutschlandstipendium bringt die Fachbereiche, die Universitätsleitung und die fördernden Unternehmen zusammen. Das ist neu – und wir profitieren immens davon. So sind Firmen an die Universität herangetreten, zu denen vorher überhaupt keine Verbindung bestand. Hinzu kommt: Alle Fachbereiche arbeiten erstmals gemeinsam an einer Sache. An der Uni hat sich durch den regen Austausch zwischen den Fachbereichen und zwischen Hochschule und Förderern eine neue Lebendigkeit entwickelt.
Wo und wie finden Sie die Förderer?
Das Spektrum reicht vom großen IT-Unternehmen aus Berlin bis zum Ingenieurbüro aus Trier. Schön ist, dass der Kontakt inzwischen über ganz unterschiedliche Kanäle zustande kommt – zum Beispiel über die Hochschulleitung oder die einzelnen Fachbereiche. Immer mehr Kolleginnen und Kollegen kommen direkt auf mich zu und empfehlen mir jemanden als Förderer. Und wenn ich einen potenziellen Sponsor im Auge habe, frage ich umgekehrt in der Uni nach, ob schon jemand Kontakt zu dem Unternehmen hat und hole mir dann Tipps für die Erstansprache. Selbstverständlich begegne ich möglichen Geldgebern auch auf Branchentreffs und Recruiting-Messen.
Was macht das Fördern an der TU Kaiserslautern aus Ihrer Sicht besonders attraktiv?
Ganz klar, unsere Studentinnen und Studenten! Sie haben in jungen Jahren oft schon Erstaunliches geleistet. Hinzu kommt bei uns, dass sich die Förderer und Stipendiaten persönlich kennenlernen. Wir laden alle Bewerberinnen und Bewerber und die Förderer zu Gesprächen mit Professoren, Fachbereichsvertretern und der Universitätsleitung ein. Das kommt gut an. Die Förderer reisen aus ganz Deutschland an.
Immer wieder wird befürchtet, hier würden bestehende Eliten zementiert. Was sind da Ihre Erfahrungen?
Das kann ich so nicht bestätigen, ganz im Gegenteil: Unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten haben alle einen sehr unterschiedlichen sozialen Hintergrund. Auch finden Sie deutsche Muttersprachler ebenso wie Studierende mit Migrationshintergrund. Im vergangenen Jahr waren es außerdem etwas mehr Frauen als Männer. So wie ich das beobachte, trägt gerade das frühe persönliche Kennenlernen dazu bei, dass das Deutschlandstipendium dort ankommt, wo es wirklich sinnvoll ist. Wir hatten im vergangenen Jahr einen Stipendiaten mit einer besonders schwierigen Familiengeschichte. Der musste sehr für sein Studium kämpfen. Der private Mittelgeber war so angetan von ihm, dass er den Stipendiaten jetzt besonders intensiv fördert – über ein Auslandspraktikum in einer Niederlassung seines Unternehmens. Auch das gehört ja dazu. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten Zugang zu Karrierenetzwerken, die ihnen sonst nicht offen stehen würden. Und natürlich profitieren auch die Sponsoren – etwa mit Blick auf den drohenden Fachkräftemangel. Sie treffen bei uns qualifizierte Spitzentalente, die sie frühzeitig für das eigene Unternehmen begeistern können.
Wo geht die Entwicklung hin in Sachen Deutschlandstipendium?
Ich bin da sehr optimistisch. Das Deutschlandstipendium stößt auf immer mehr Akzeptanz bei Hochschulen und Förderern. Es geht beim Deutschlandstipendium eben um viel mehr als um eine monatliche Überweisung. Und das kann man an vielen Stellen auch sehen, dass es rund um das Deutschlandstipendium zu blühen beginnt. Ich bin mir sicher: Die neue Förderkultur wird sich an den Hochschulen durchsetzen.
Eines wollen wir unbedingt noch wissen. Was macht für Sie Fundraising für das Deutschlandstipendium aus?
Kontakt zwischen Menschen herzustellen, aus denen sich mit großem Gewinn für alle ganz neue Verbindungen entwickeln, das ist der große Reiz. Hier kommen erstmals Studierende, Hochschullehrer, Mittelständler, Konzerne, Stiftungen, Verbände zusammen zu einem gemeinsamen Projekt namens "Spitzenförderung". Das ist doch wunderbar. 2012 haben wir 124 Deutschlandstipendien unter unseren 13.000 Studierenden vergeben und damit die Höchstförderquote voll ausgeschöpft. Das streben wir guten Mutes auch für 2013 an.
Zur Person
Carla Sievers ist seit dem Start des Deutschlandstipendiums im Juli 2011 für das Fundraising an der Technischen Universität Kaiserslautern zuständig. Nach ihrem Hochschulabschluss als Diplom-Pädagogin kam die heute 45-Jährige an die TU Kaiserslautern, um einen Fernstudiengang für Erwachsenenpädagogik zu entwickeln. Daneben absolvierte sie berufsbegleitend eine zweijährige PR-Ausbildung in Heidelberg und leitete 10 Jahre die Presse- und PR-Arbeit des Fernstudienzentrums der Hochschule. Eine Schulung für Fundraiser rüstete Sievers zuletzt mit dem nötigen Handwerkszeug für die erfolgreiche Akquise privater Fördermittel aus.
Steckbrief TU Kaiserslautern
Die 1970 gegründete Technische Universität Kaiserslautern ist die einzige technisch-naturwissenschaftliche Universität in Rheinland-Pfalz. 2009 wurde sie von der Kultusministerkonferenz und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft im bundesweiten Wettbewerb "Exzellente Lehre" ausgezeichnet.
Rund 13.000 Studierende verteilen sich auf zwölf Fachbereiche. Sie profitieren dabei von zahlreichen Kooperationen aus Wirtschaft und Wissenschaft. Zu den Kooperationspartnern in der Forschung zählen renommierte Einrichtungen wie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, das Institut für Verbundwerkstoffe, das Fraunhofer Institut für Experimentelles Software-Engineering, das Fraunhofer Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik und das Max-Planck-Institut für Software Systeme.
Informationen für Bewerber:
http://www.uni-kl.de/universitaet/fundraising/deutschlandstipendium/studierende/
Ansprechpartner für Förderer:
Carla Sievers
Telefon: 0631 205 5224
E-Mail: sievers@verw.uni-kl.de
http://www.uni-kl.de/universitaet/stiften-und-foerdern/