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„Bildungsaufsteiger empfinden das Deutschlandstipendium als Auszeichnung“

Mit rund 7.000 Studierenden gehört die HS Bonn-Rhein-Sieg zu den etablierten Fachkräfteschmieden in der Metropolregion Rhein-Ruhr. Wie die Hochschule die Chancen des Deutschlandstipendiums nutzt, erläutern Sabine Baumgartner und Dr. Udo Scheuer. 

Mit rund 7.000 Studierenden gehört die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zu den etablierten Fachkräfteschmieden in der Metropolregion Rhein-Ruhr. Wie die Hochschule die Chancen des Deutschlandstipendiums nutzt, erläutern Projektkoordinatorin Sabine Baumgartner und Dr. Udo Scheuer, Leiter des Zentrums Wissenschafts- und Technologietransfer. 

Dr. Udo Scheuer und Sabine Baumgartner von der FH Bonn-Rhein-Sieg
Wollen demnächst 100 Deutschlandstipendien vergeben: Dr. Udo Scheuer und Sabine Baumgartner von der FH Bonn-Rhein-Sieg

Frau Baumgartner, die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg hat im Wintersemester 82 Deutschlandstipendien vergeben, in diesem Jahr wollen Sie die Höchstquote von 100 Stipendiatinnen und Stipendiaten knacken. Damit lassen Sie sogar einige große deutsche Unis hinter sich. Wie schaffen Sie das?
Das hängt sicherlich mit unserer Fördererstruktur zusammen. Wir profitieren von den vielen Unternehmen in unserer Region und unserer guten Vernetzung, z.B. über unsere jährliche Unternehmensmesse oder das Präsidentendinner, das wir zuletzt in der Bundeskunsthalle ausgerichtet haben. Aber auch Stiftungen und Vereine finanzieren unsere Stipendiaten. Und wir haben uns klar entschieden: Das Deutschlandstipendium machen wir ganz oder gar nicht. Von daher sind die Weichen bei uns ganz gut gestellt.

Wie gestalten Sie den Auswahlprozess?
Baumgartner: Das Deutschlandstipendium ist ein Leistungsstipendium. Daher schauen wir zunächst auf die Noten und erstellen ein Ranking. Im zweiten Schritt werden die Studienleistungen wie auch das soziale Engagement und besondere familiäre Umstände bewertet. Dazu holen wir standardisierte Kurzgutachten unserer Professorinnen und Professoren ein. Die Studierenden können ihren Notenschnitt dadurch um bis zu eine halbe Note verbessern. Unabhängig davon hat die Auswahlkommission aber jederzeit die Möglichkeit, alternative Entscheidungen zugunsten von Härtefällen zu treffen. Zum Beispiel fördern wir einen Elektrotechnikstudenten, der aufgrund einer Krebserkrankung die Regelstudienzeit überschritten hat.

Herr Dr. Scheuer, einige Hochschulen stöhnen über den Verwaltungsaufwand des Deutschlandstipendiums. Sie dagegen wickeln das Bewerbungs-Management über einen automatisierten digitalen Workflow ab. Wie lautet Ihr Fazit?
Das Handling der Bewerbungsunterlagen erwies sich als sehr aufwändig und beanspruchte sehr viel Zeit, die nach unserer Ansicht sinnvoller in die Akquise von Stipendien und den Aufbau eines Begleitprogramms für Stipendiaten investiert werden sollte. Das mussten wir unbedingt optimieren. Unser System ist mit weiteren Datenbanken der Hochschule vernetzt und erspart uns und den Studenten überflüssige Eingaben. Und es gibt einen ausgefeilten Entscheidungsprozess, der den Aufwand für unsere Gutachter möglichst gering hält. Denn das ist immerhin ihre freiwillige Mehrarbeit.

Wie beurteilen Sie die Medienresonanz auf das Deutschlandstipendium?
Baumgartner: Die überregionale Medienberichterstattung zum Deutschlandstipendium ist ungerecht. Für unsere Hochschule passt das Programm ausgesprochen gut. Bildungsaufsteigerinnen und Bildungsaufsteiger empfinden die Förderung als Auszeichnung. Was in der Presse steht, kommt für sie von einem anderen Planeten. Da liegt die Wahrnehmung auseinander.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Deutschlandstipendiums?
Scheuer: Die finanziellen Möglichkeiten und der gute Wille sind in Deutschland gegeben, man muss nur Wege finden, mit den potenziellen Förderern in Kontakt zu kommen. Deshalb fände ich ein Pilotprojekt interessant, das Hochschulen beim Einwerben von privaten Spenden unterstützt. In diesem Bereich sehe ich großes Potenzial für den Aufbau einer neuen Stipendienkultur. Wir haben bereits einiges erreicht, aber von einer Stipendienkultur wie es sie in den USA gibt, sind wir noch weit entfernt.

Stand: Mai 2017