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Außer Konkurrenz

Fünf Hochschulen gründeten den Studienfonds Ostwestfalen-Lippe und legten damit den Grundstein für ein erfolgreiches Netzwerk in der Region. Mit dem Deutschlandstipendium wird dieses Modell auch für Geldgeber außerhalb der Region interessant.

Fünf Hochschulen gründeten für ihre Studierenden den Studienfonds Ostwestfalen-Lippe und legten damit den Grundstein für ein erfolgreiches Netzwerk in der Region. Mit dem Deutschlandstipendium wird das ungewöhnliche Modell auch für Geldgeber außerhalb der Region interessant.

Katja Urhahne, Geschäftsführerin der Stiftung Studienfonds OWL
Katja Urhahne, Geschäftsführerin der Stiftung Studienfonds OWL

Gemeinsam sind wir stark. Das könnte das Motto gewesen sein, unter dem sich die Rektoren der Universität Bielefeld, der Universität Paderborn, der Fachhochschule Bielefeld, der Hochschule Ostwestfalen-Lippe und der Hochschule für Musik Detmold 2006 auf eine gemeinsame Stipendienvergabe verständigten. Es hat funktioniert: Mehr als zwei Millionen Euro an Spendengeldern sind bis heute über den 2009 in eine Stiftung übergegangenen Studienfonds OWL an besonders begabte und bedürftige Studierende geflossen. Dazu zählen inzwischen mehr als 170 Deutschlandstipendien. Über Fördererbereitschaft, Mittelwerbung und über die Auswirkungen des Deutschlandstipendiums sprachen wir mit Studienfonds-Geschäftsführerin Katja Urhahne.

Eine Stiftung, fünf verschiedene Hochschulen, 750 bisher geförderte Studierende und 330 aktuell unterstützte Stipendiatinnen und Stipendiaten. Das klingt nach einer eindrucksvollen Bilanz. Wie bekommt man so unterschiedliche Akteure unter einen Hut?

Das ist halb so wild! (lacht) Die Hochschulen haben 2006 erkannt, dass es keinen Sinn macht, wenn jede Hochschule alleine für sich Stipendien einwirbt. Das hätte nämlich zur Folge gehabt, dass heute die eine und morgen die andere Hochschule bei den regionalen Unternehmen anklopft. Diese Konkurrenzsituation konnten die Hochschulen durch die gemeinsame Einrichtung des Studienfonds OWL umgehen, und das sehr erfolgreich.

Von der Wochenzeitung Die Zeit, über die Bertelsmann AG bis zu Dr. Oetker, E.ON, Mercedes Benz und zahlreichen privaten Stiftern beteiligen sich viele namhafte Geldgeber an dem ungewöhnlichen Modell. Wie hart erarbeitet ist so ein Erfolg?

Es steckt viel Überzeugungsarbeit dahinter. Die Bereitschaft in den Bildungsstandort Deutschland zu investieren, ist ja noch nicht so ausgeprägt. Von einer Stipendienkultur, wie sie in den USA Tradition hat, sind wir noch weit entfernt. Mit Ex-Umweltminister Klaus Töpfer, dem Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten TBV Lemgo Volker Zerbe und dem Kardiologen Reiner Körfer konnten wir jedoch sehr prominente Fürsprecher aus der Region für unser Konzept gewinnen. Überzeugt haben wir vor allem durch unser ideelles Förderprogramm. Die Geldgeber lernen bei uns nicht nur die durch sie selbst geförderten, sondern alle Stipendiatinnen und Stipendiaten kennen. Dazu schaffen wir sehr vielfältige Möglichkeiten des Austausches. Das reicht vom "Kamintalk" über den Firmenbesuch bis hin zu Mentorenprogrammen und Forschungsprojekten, die dann in einer Diplom-, Master- oder Doktorarbeit aufgehen können. Getreu unserem Motto "Studierende fördern. OWL stärken." versuchen wir, den Studierenden während der Zeit ihrer Förderung konkrete berufliche Perspektiven in unserer Region aufzuzeigen.

Und das funktioniert?

Ja, mit beachtlichem Erfolg: Viele der Stipendiatinnen und Stipendiaten sind nach dem Studium in regionale Unternehmen eingestiegen. Und dabei sind es nicht nur die großen, sondern vor allem auch die kleinen mittelständischen Betriebe, die von der Beteiligung an unserem Programm profitieren.

Zwei Jahre nach der Gründung des Studienfonds OWL führte Nordrhein-Westfalen das NRW-Stipendium ein und im Jahr darauf kam das Deutschlandstipendium. Was hat sich dadurch verändert?

Das Deutschlandstipendium ist als bundesweites Modell ja unmittelbar aus dem Förderprogramm hervorgegangen, das wir zunächst in Ostwestfalen-Lippe und anschließend in ganz Nordrhein-Westfalen aufgelegt haben. Dass der Bund die Hälfte beisteuert, ist eine große Motivation für viele Förderer. Und auch das ist eine positive Veränderung: Vorher mussten wir auf die Förderer zugehen. Jetzt rufen sie auch schon mal an und sagen: "Es gibt doch das Deutschlandstipendium, können wir da mitmachen?" Erst neulich meldete sich ein Unternehmer aus Osnabrück, der nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger sucht und zu diesem Zweck auch bei uns in der Region fördern will.

Worauf kommt es aus Ihrer Sicht für die Zukunft des Deutschlandstipendiums besonders an?

Ich denke, wir müssen der Entwicklung einer Stipendienkultur Zeit geben. Das ist meine Erfahrung. Wir ernten hier doch auch erst nach fünf Jahren allmählich die Früchte unserer Arbeit. Als Ostwestfalen-Lippe im Spitzencluster-Wettbewerb unter die Finalisten rutschte und schließlich zu den fünf ausgewählten gehörte, die durch den Bund mit einem Forschungsvolumen von 40 Millionen Euro ausgestattet werden, da waren wir schon stolz. Denn wir engagieren uns auch in der Region, damit solche Projekte erfolgreich sein können.

Wie geht es bei Ihnen weiter?

Im Moment sind wir dabei, unser Alumni-Netzwerk aufzubauen. Das ist sehr wichtig, denn ich bin überzeugt: Bei den heute geförderten Stipendiatinnen und Stipendiaten geht die Idee einer Stipendienkultur künftig auf. Sie sind dankbar vor allem für die ideelle Unterstützung. Und das wollen sie gerne weitergeben, sobald sie selbst im Chefsessel sitzen. Das höre ich immer wieder.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten für die Zukunft des Studienfonds, wie sähe der aus?

Ich wünsche mir, dass diese tolle Idee des Deutschlandstipendiums nicht kaputt geredet wird. Wir müssen fraglos ganz viel tun im Bildungsbereich. Dabei dürfen wir diese Art der solidarischen Begabtenförderung auf gar keinen Fall vernachlässigen, wenn wir als Bildungs- und Wirtschaftsstandort dauerhaft konkurrenzfähig bleiben wollen.