Alumni als potenzielle Förderer: "Da kommt etwas in Gang"
Immer mehr Hochschulen in Deutschland entdecken die Vorteile der systematischen Kontaktpflege mit ihren Ehemaligen. Christian Kramberg rät dazu, Alumni als potenzielle Förderer anzusprechen.
Immer mehr Hochschulen in Deutschland entdecken die Vorteile der systematischen Kontaktpflege mit ihren Ehemaligen. Christian Kramberg rät dazu, Alumni als potenzielle Förderer anzusprechen. Der Vorsitzende des Dachverbands der Alumni-Organisationen in Deutschland alumni-clubs.net weiß nicht nur warum, sondern auch wie.
Alumni-Arbeit ist in Deutschland noch relativ jung: Wie viele Hochschulen engagieren sich mittlerweile aktiv für den Austausch mit den Ehemaligen?
Etwa jede zweite Hochschule pflegt systematisch die Kontakte zu ihren Ehemaligen. Die Zahl steigt leider nur ganz langsam.
Woran hapert es?
Viele fürchten, dass die Kontaktpflege ein bloßer Kostenfaktor ist. Das ist aber zu kurz gesprungen. Die Freundschaft mit den Ehemaligen kann sehr positive Auswirkungen auf die Reputation einer Hochschule haben. Studierende machen heute in fünf bis sechs Jahren erst ihren Bachelor, dann den Master – rund fünfzig Jahre sind sie als Alumni potenzielle Botschafter für ihre Alma Mater. Und es gibt zahlreiche wichtige gemeinsame Betätigungsfelder, denken Sie nur an Drittmitteleinwerbung, Stipendien, Mentoringprogramme. Insofern lohnt es sich allemal, in professionelle Alumni-Arbeit zu investieren.
Sie fordern konkret dazu auf, die Ehemaligen als Förderer etwa beim Deutschlandstipendium einzubinden. Sie bieten sogar Schulungen zum Thema Fundraising an. Das klingt ungewöhnlich. Wie ist die Resonanz?
Sehr gut. Alle drei Workshops in Frankfurt, Hannover und Berlin waren ausgebucht. Im kommenden Jahr werden wir das sicher wieder anbieten. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen direkt aus der Alumni-Arbeit und aus der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hochschulen. Darunter waren einige, für die das Feld noch ganz neu ist.
Bei der privaten Bildungsförderung sind in Deutschland ja noch viele zurückhaltend. Glauben Sie, dass sich das ändert?
Unbedingt. Vor fünf, sechs Jahren hat die Einwerbung von Geldmitteln zur Studienförderung noch einen negativen Touch gehabt. „Wir sind staatliche Hochschulen, wir brauchen doch kein Geld!“ hieß es. Jetzt hat das Deutschlandstipendium einen Schub an den Hochschulen ausgelöst. Fast 11.000 Deutschlandstipendien binnen eines Jahres – das ist ein schöner Erfolg, denn es geht ja um viel mehr als um monatliche Finanzspritzen! Und auf einmal denken immer mehr Hochschulen darüber nach, neben Geld für Forschung und Lehre auch Fördermittel für die Studierenden einzuwerben.
Trotzdem bewegt sich der Anteil von Privatpersonen, die Mittel für das Deutschlandstipendium geben, nach Ihren Einschätzungen an manchen Hochschulen noch im unteren Bereich.
Wir müssen der Alumni-Arbeit in Deutschland schon noch etwas Zeit geben. Dass wir hier am Anfang stehen, bedeutet schließlich auch, dass ein Großteil der Alumni, zu denen Kontakte aufgebaut werden konnten, noch nicht in der beruflichen Lage ist, größere Summen dazugeben zu können. Somit überwiegen hier Unternehmen und Stiftungen. Aber da kommt etwas in Gang. Denn für viele ist die Förderung einer Studierenden oder eines Studierenden an der Alma Mater das attraktivste, weil nachhaltigste Engagement.
Wie lassen sich im Fundraising gezielt Ehemalige motivieren?
Mit dem Leitspruch: „Tue Gutes und rede darüber!“ Die Hochschulen haben bis vor ein paar Jahren wenig darüber gesprochen, was sie an Drittmitteln von privaten Mäzenen bekommen haben; an Spenden und Erbschaften. Heute geben sie mit den Förderern zusammen Pressemitteilungen raus.
Alumni als Förderer für das Deutschlandstipendium zu gewinnen, ist eine Sache. Wie ist das umgekehrt? Kann das Deutschlandstipendium auch einen Beitrag dazu leisten, engagierte Alumni zu gewinnen?
Davon bin ich sogar fest überzeugt. Das Deutschlandstipendium sorgt unter Studierenden für eine ganz neue Verbundenheit mit ihrer Uni. Damit wächst dort schon jetzt eine ganz andere Förderergeneration heran. Die betrachtet ihre Hochschule mit einem Wir-Gefühl, ist besser vernetzt und ganz anders motiviert, sich später für die Uni einzusetzen.