„Nur, wenn Menschen mehr tun als sie müssen, kann die Gesellschaft besser werden.“
Im Interview erzählt Personalmanager Prof. Dr. Olesch, warum unternehmerische Sozialverantwortung bzw. Corporate Social Responsibility (CSR) immer wichtiger wird und am Ende gewinnbringend für alle ist.
Im Interview erzählt Personalmanager Prof. Dr. Olesch, warum unternehmerische Sozialverantwortung bzw. Corporate Social Responsibility (CSR) immer wichtiger wird und am Ende gewinnbringend für alle ist.
Prof. Dr. Olesch, wieso ist Talentförderung Ihrer Ansicht nach eine sinnvolle und nachhaltige Investition in die Zukunft?
Prof. Dr. Olesch: Deutschland ist in einigen Wirtschaftsbereichen führend auf dem Weltmarkt. Das gilt im Bereich der Automotive, im Bereich des Maschinenbaus, im Bereich der regenerativen Technologien und in der Pharmazie. Die Bundesrepublik ist das zweitgrößte Exportland der Welt nach China. Eine Voraussetzung, um diese wirtschaftliche Prosperität aufrecht zu erhalten, ist die sehr gute Qualifikation der Menschen. Dazu trägt die Talentförderung, wie beispielsweise das Deutschlandstipendium, bei. Das ist unerlässlich, damit es der Bevölkerung weiterhin gut geht und noch besser gehen kann. Wenn Unternehmen oder Privatpersonen in die Bildung und damit in die Kompetenzgewinnung ambitionierter junger Studierender investieren, helfen sie indirekt dabei, die Entwicklung von Schlüsseltechnologien voranzubringen. Nur so können die größten Herausforderungen unserer Zeit angegangen werden. Sei es beim Kampf gegen den Klimawandel, im Bereich der Medikamenten- und Impfforschung oder in anderen gesellschaftlich relevanten Bereichen. Das Engagement zahlt sich im Endeffekt als eine Investition in die Zukunft für alle aus.
Beim Deutschlandstipendium wird Talentförderung mit Corporate Social Responsibility (CSR) verbunden, da neben dem Bund auch Unternehmen beteiligt sind. Was verstehen Sie persönlich unter diesem Begriff?
Prof. Dr. Olesch: Ich persönlich verstehe unter dem Begriff CSR, die Auffassung, dass ein Unternehmen mehr tut als es muss. Denn nur, wenn Menschen mehr tun als sie müssen, kann die Gesellschaft besser werden. Dabei hat ein Unternehmen viele Möglichkeiten, sich sozial zu engagieren. Das Fördern von Kunst und Kultur sowie von Sport ist eine Möglichkeit, die Förderung von Stipendien eine andere. Ich habe es bei meinem langjährigen Arbeitgeber so erlebt, dass beispielweise die Förderung von lokalen Sportvereinen dazu beitragen kann, dass die Region, in der das Unternehmen ansässig ist, attraktiver wird und die Mitarbeitenden stolz auf ihren Arbeitgeber sind. In meinem Beispiel ist das durch die Förderung des Handballvereins TBV Lemgo Lippe gelungen, der sich erfolgreich in der Handball-Bundesliga behaupten kann.
Zudem bedeutet CSR für mich, dass Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch Zeit für soziales Engagement einräumen, sprich sie für soziale Ämter und Tätigkeiten zum Teil von der Arbeit freistellen. Es ist elementar, so banal es klingt, dass Führungskräfte ihre Angestellten nicht nur als Arbeitskraft, sondern als ganzheitliche Menschen sehen. All diese Komponenten schlagen sich am Ende im Erfolg eines Unternehmens nieder. Wer seine Mitarbeitenden sozial behandelt, kann sie länger halten und wird online auf Arbeitgeberplattformen besser bewertet. Letzteres wird im Internet-Zeitalter immer entscheidender. Die junge Generation interessiert sich stark dafür, wie sozial Unternehmen sind und nicht nur die Y- sowie Z-Generation schauen gerne nach den Online-Bewertungen eines Arbeitgebers, bevor sie eine Bewerbung abschicken.
Das heißt Corporate Social Responsibility ist „in“?
Prof. Dr. Olesch: Definitiv! Um gegenüber anderen Unternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben, tun Firmen sich gut daran, sozial zu agieren. Dieses Engagement auch öffentlichkeitswirksam zu kommunizieren, ist die Kunst. Wenn auf der Webseite eines Unternehmens deutlich wird, dass es Stipendien wie das Deutschlandstipendium fördert, ist das für Bewerberinnen und Bewerber und für Kunden und andere Interessensgruppen nicht nur relevant, es ist attraktiv.
Was kann das Deutschlandstipendium Ihrer Ansicht nach im Bereich CSR leisten?
Prof. Dr. Olesch: Wie ich bereits erwähnt habe, ist Deutschland ein florierender Industriestandort. Die Unternehmen in Deutschland erzielen gute Umsätze und die Bundesrepublik generiert dementsprechend gute Steuergelder. Meiner Ansicht nach verpflichtet eine gute wirtschaftliche Lage aber auch dazu, etwas zurückzugeben. Das leistet das Deutschlandstipendium, indem die Förderung von 300 Euro pro Monat zu einer Hälfte von privaten Fördernden und zur anderen Hälfte vom Bund getragen wird.
Bei der Fachkräftegewinnung spielt das Deutschlandstipendium für Unternehmen eine wichtige Rolle. Wie wichtig ist die Verzahnung von Wirtschaft und Wissenschaft, die durch das Deutschlandstipendium gelingt?
Prof. Dr. Olesch: Sehr wichtig und zudem zukünftig auch unerlässlich. Als ich 1993 an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe angefangen habe Vorlesungen zu halten, gab es kaum Brücken zwischen der Industrie und den Hochschulen. Zum Glück ist das jetzt anders und Förderprogramme wie das Deutschlandstipendium tragen dazu von Anbeginn bei und haben dafür gesorgt, dass Wissenschaft und Wirtschaft nun in vielen Bereichen eng aneinander gekoppelt sind. Gerade im technischen Bereich habe ich das aus erster Hand erlebt. Die Phoenix Contact GmbH & Co KG lässt Grundlagenforschung an Hochschulen durchführen, die dann in den Produkten des Unternehmens Anwendung finden. Das Deutschlandstipendium hilft dabei, dass genau solches Zusammenarbeiten möglich wird. Doch nicht nur die Unternehmen haben etwas davon: Auch die jungen Talente werden genau auf diese Art und Weise ganz praktisch motiviert, sich viel zuzutrauen und beruflich Großes zu leisten.
Stand: April 2022