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Mehr als eine noble Geste: Theorie trifft auf Praxis

Das Leipziger IT-Unternehmen Informatik DV GmbH fördert die Masterstudentin Anne-Marie Schlenzka, die zur Begabung und Kompetenzentwicklung forscht. Sie freut sich über die Chance, sich mit dem Gründer des Unternehmens Dr. Alfred Herwig auszutauschen und von seinen Erfahrungen aus der Praxis zu profitieren.

Das Leipziger IT-Unternehmen Informatik DV GmbH fördert die Masterstudentin Anne-Marie Schlenzka, die zur Begabung und Kompetenzentwicklung forscht. Sie freut sich über die Chance, sich mit dem Gründer des Unternehmens Dr. Alfred Herwig auszutauschen und von seinen Erfahrungen aus der Praxis zu profitieren.

Das Unternehmen, das sie fördert, hat Anne-Marie Schlenzka bislang noch nicht besucht, möchte es aber bald tun. „Sie sind herzlich willkommen, schauen Sie einfach vorbei“, lädt Dr. Alfred Herwig die Deutschlandstipendiatin während des Interviews für diesen Newsletter-Beitrag ein. Die beiden haben sich auf einer Informationsveranstaltung der Universität Leipzig kennengelernt und der Unternehmer hat die Studentin sehr beeindruckt: „Durch ihn habe ich überhaupt vom Deutschlandstudium erfahren. Mir hat imponiert, wie bescheiden er vom Engagement seines Unternehmens berichtete – ein Einsatz, den ich durchaus als nobel wahrnehme“, sagt Anne-Marie Schlenzka.

Erfahrungen als Arbeitsvermittlerin

Seit Oktober 2022 wird sie durch das Deutschlandstipendium gefördert. Den privaten Förderanteil trägt das Leipziger Unternehmen Informatik DV. Dabei studiert Anne-Marie Schlenzka nicht etwa ein MINT-Fach, sondern ist im dritten Fachsemester des Masterstudiengangs „Begabungsforschung und Kompetenzentwicklung“. Zuvor hat sie bereits ein Duales Studium bei der Bundesagentur für Arbeit in Schwerin absolviert und als Arbeitsvermittlerin in Berlin Berufspraxis gesammelt. Im Beruf als Arbeitsvermittlerin hat sie beobachtet, dass besonders begabte Menschen nicht zwingend bessere Jobperspektiven haben als andere.

Seitdem interessiert sie, wie es gelingen kann, dass Menschen Beschäftigungen finden, die ihren Fähigkeiten und Kenntnissen entsprechen. „Dieses Thema wollte ich vertiefen“, sagt Anne-Marie Schlenzka. Sie schwärmt von ihrem Masterstudiengang in Leipzig: „Die Themenbereiche (Hoch-)Begabtenförderung und Kompetenzentwicklung sowie entsprechende Forschungsfelder sind extrem interessant. Wir tauchen tief ins Thema ein und da meine Kommilitoninnen und Kommilitonen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen stammen, haben wir viele Perspektiven – das Miteinander ist bereichernd.“ Sie kann sich gut vorstellen, ihre akademische Ausbildung mit einer Dissertation weiterzuverfolgen, antwortet allerdings auf die Frage nach ihrem Berufsziel: „Momentan ändert sich mein Berufsziel jährlich – es gibt einfach so viele interessante Aspekte rund um das Thema Ausbildung, Weiterbildung und Arbeit. Besonders spannend finde ich die Frage, welche Rolle die Interessen bei der Berufswahl spielen. Der Beruf ist eine Möglichkeit, Potenziale zu entfalten und im Sinne der eigenen Möglichkeiten agieren zu können. Das ist aus individueller Sicht wichtig, aber auch aus gesellschaftlicher Perspektive. Gelingt es, die richtigen Personen auf einen richtigen Platz zu bringen, können sie dort gesellschaftlichen Impact produzieren.“

Was beeinflusst den Karriereweg?

Der Lebensweg von Alfred Herwig zeigt, dass jenseits individueller Talente und persönlicher Interessen auch andere Aspekte die berufliche Entwicklung beeinflussen – die Geschichte zum Beispiel. Alfred Herwig hat eine ostdeutsche Biografie. Für den promovierten Mathematiker, im Jahr 1958 in Mühlhausen in Thüringen geboren, war die politische Wende und die Überwindung der deutschen Teilung ein im positiven Sinne überragendes Ereignis. „Studiert habe ich in Chemnitz, das damals Karl-Marx-Stadt hieß. Danach arbeitete ich als wissenschaftlicher Assistent, sammelte erste Berufserfahrungen im Rechenzentrum eines Betriebs und wechselte 1990 zu einem Essener IT-Unternehmen“, schildert der Vater zweier inzwischen erwachsener Kinder und lässt durchblicken, dass die Nachwendezeit seiner Familie einiges abverlangt hat.

Schwierige Jahre gemeistert

„Die Jahre der Umorientierung während der Abwicklung der maroden Wirtschaft waren nicht leicht und bestimmt mit Fehlern und Ungerechtigkeiten verbunden, die noch immer nachwirken“, meint der Unternehmer. „Dass die nach dem zweiten Weltkrieg entstandenen Diktaturen zusammengebrochen sind, ist jedoch zweifellos ein großes Glück. Es wird mir heute noch schlecht, wenn ich in einem alten Film DDR-Uniformen, Soldaten im Stechschritt oder den verminten Grenzstreifen, auf der einen Seite Stacheldraht, auf der anderen eine Mauer, sehe.“

Fast seit Beginn des Deutschlandstipendiums aktiv

1999 gründete er sein Unternehmen – auch um wieder mehr in der Heimat arbeiten zu können. Sein Team unterstützt kleine und große Unternehmen beim Betrieb und der Weiterentwicklung ihrer betriebswirtschaftlichen Software-Applikationen. Die Firma Informatik DV ist fast seit Beginn der Einführung des Deutschlandstipendiums aktiv in der Förderung: 2011 wurde das Deutschlandstipendium initiiert, seit 2013 vergibt die Firma Stipendien. Derzeit fördert sie zwei Studentinnen. Alfred Herwig versteht sein Engagement als Stärkung des Universitäts- wie auch des Wirtschaftsstandorts Leipzig. Er möchte mit seinem Engagement im Deutschlandstipendium dazu beitragen, „dass junge Menschen ihre Fähigkeiten ausbilden können, unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern“.

Den eigenen Horizont erweitern

Der Unternehmer schätzt es, wenn er sich bei den Netzwerktreffen des Deutschlandstipendiums mit dem akademischen Nachwuchs austauschen und die Ansichten junger Leute kennenlernen kann. Das erweitere den Horizont, sagt er. Inspirierend sei zudem der Kontakt zu anderen Fördernden und den an der Universität Lehrenden sowie Forschenden. Sein Unternehmen lädt die aktuellen und ehemaligen Geförderten zu internen Zusammenkünften wie etwa Weihnachtsfeiern ein. „Wir freuen uns, wenn Interesse am Austausch besteht, unsere Tür steht immer offen“, sagt Alfred Herwig.

Eigenverantwortlichkeit als wichtige Tugend

Ein Angebot, das Anne-Marie Schlenzka ganz sicher annehmen wird. „Die Chance, unsere theoretischen Zugänge und unsere Forschungsfragen mit einem erfahrenen Unternehmer zu diskutieren, lasse ich mir nicht entgehen. Er weiß aus erster Hand, was es für ein mittelständisches Unternehmen bedeutet, gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten“, sagt sie. Sie spitzt die Ohren, als Alfred Herwig davon berichtet, wie sein Team aktuell eine Ukrainerin und eine Iranerin einarbeitet. Worauf es dem Unternehmen jenseits von IT-Kenntnissen ankommt? „Dass jemand schnell ins Thema findet und dann eigenständig arbeitet“, sagt Alfred Herwig. Wichtige Stichworte für Anne-Marie Schlenzka, die sich mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen damit befasst, wie die klugen Köpfe von morgen zu erkennen und zu fördern sind.

Stand: März 2023