Navigation und Service

-

„Es ist nie zu früh, um zu fördern“

Christian Schmied war einer der ersten Deutschlandstipendiaten der TU München. Inzwischen fördert er die angehende Bauingenieurin Ines Voggenreiter. Im Interview berichten beide über ihre Spendenaktion, bei der sie ein Stipendium eingeworben haben. 

Sie sind ein unschlagbares Gespann: Christian Schmied war einer der ersten Deutschlandstipendiaten der TU München. Inzwischen fördert der wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl für Produktentwicklung die angehende Bauingenieurin Ines Voggenreiter. Im Interview berichten die beiden von ihrer Spendenaktion, bei der sie unter den aktuellen Stipendiatinnen und Stipendiaten ein Stipendium eingeworben haben.

Herr Schmied, Sie waren schon als Stipendiat ein Fan des Deutschlandstipendiums. Fördern Sie deshalb heute selbst?

Das Deutschlandstipendium hat mir damals in einer schwierigen persönlichen und finanziellen Situation geholfen. Durch die Förderung konnte ich mein Studium schneller und besser abschließen. Jetzt bin verheiratet, Vater von zwei Kindern und in der glücklichen Lage, einen Traumjob an der TU München zu haben. Da war es mir eine Herzensangelegenheit, etwas zurückzugeben. Mir macht das Deutschlandstipendium immer noch viel Spaß – als Förderer fast noch mehr als als Stipendiat.

Frau Voggenreiter, wie finden Sie es, dass Sie von einem ehemaligen Deutschlandstipendiaten gefördert werden?

Ines Voggenreiter: Wenn ich ehrlich bin, wollte ich zu Beginn von einem Unternehmen gefördert werden, weil ich auf der Suche nach einer Möglichkeit für meine Abschlussarbeit war. Aber jetzt möchte ich nicht tauschen! Seit den Vorbereitungen auf die Jahresveranstaltung zum Deutschlandstipendium 2016 in Frankfurt am Main, zu der wir als Podiumsgäste eingeladen waren, stehen wir in sehr gutem Kontakt. Wir finden: Förderer und Stipendiat müssen zusammenhalten.

Christian Schmied: Der persönliche Kontakt zu Ines und den anderen Stipendiaten ist für mich der Beweis, dass ich das Richtige tue. Förderer zu sein, ist viel mehr, als ich anfangs erwartet hatte. Ursprünglich wollte ich nur das Finanzielle zurückgeben. Aber zu sehen, wie sich das Deutschlandstipendium entwickelt, motiviert mich gewaltig, noch mehr für das Programm zu tun.

Im Januar 2017 haben Sie die aktuellen Stipendiatinnen und Stipendiaten der TU München zu einer Spende für das Deutschlandstipendium aufgerufen. Hatten Sie Erfolg mit Ihrer Aktion?

Voggenreiter: Ein lautes „Ja“! Wir haben sogar noch etwas mehr als die benötigten 1.800 Euro für ein Stipendium gesammelt. Die Idee zur Aktion kam uns bei einem Telefonat, in dem wir darüber gesprochen haben, wie wir dem Deutschlandstipendium noch mehr Schwung geben können. Wir haben uns überlegt, dass wir die aktuellen Stipendiaten anschreiben und bitten könnten, am Abend der Urkundenübergabe zwei bis fünf Euro für das Deutschlandstipendium zu spenden. Die Aktion war streng geheim und wir wussten nicht, was dabei rauskommt. Am Ende waren wir total überrascht: Jeder, wirklich jeder Stipendiat muss mitgeholfen haben. Wir haben bestimmt fünf Mal gezählt, weil wir nicht glauben konnten, wie viel Geld zusammengekommen ist.

Ein tolles Ergebnis. Was bedeutet es Ihnen?

Voggenreiter: Wenn man es genau nimmt, geben wir, die über 500 Stipendiaten der TU München, einem anderen Studenten die Möglichkeit gefördert zu werden. Jeder von uns hat nur einen kleinen Betrag gegeben. Das hat keinem wehgetan. Aber die- oder derjenige, der das Stipendium erhält, wird es sicherlich genauso wertschätzen, wie Christian und ich. Das ist ein schöner Gedanke.

Schmied: Die Aktion zeigt, dass zusammen viel erreicht werden kann und man auch als Einzelner helfen kann, ein Stipendium zu ermöglichen. Auf der Urkundenübergabe war auch der Präsident der TU München, Prof. Wolfgang A. Herrmann, anwesend. Er sah sehr stolz aus. Denn vermutlich sind wir bundesweit der erste Jahrgang, der es geschafft hat, ein Stipendium zu finanzieren. Jetzt fördert bei uns wirklich jeder: vom Präsidenten bis zum Studenten. Das ist etwas Besonderes.

Herr Schmied, Ihr Schlussplädoyer: Warum sollten noch mehr ehemalige Stipendiaten das Deutschlandstipendium fördern?

Schmied: Es ist die schönste Art, etwas zurückzugeben. Gerade wir als ehemalige Stipendiaten haben vom Programm profitiert. Es wurde bisher schon so viel erreicht, aber es kann noch viel mehr geschafft werden. Ich finde das Konzept des Deutschlandstipendiums genial. Deshalb denke ich: Sobald der richtige Zeitpunkt für einen Ehemaligen gekommen ist, sollte er mit dem Fördern loslegen. Es ist schließlich nie zu früh, um zu fördern.

Stand: Februar 2018