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So klappt es mit dem Stipendium

Es muss nicht zwingend ein Einskommanull-Abitur sein – so viel schon mal vorab. „Studierende unterschätzen oft ihre eigenen Qualifikationen und glauben, sie kommen für ein Stipendium nicht in Frage“, weiß Susanne Geu vom Career Service der TU Berlin. 

Es muss nicht zwingend ein Einskommanull-Abitur sein – so viel schon mal vorab. „Studierende unterschätzen oft ihre eigenen Qualifikationen und glauben, sie kommen für ein Stipendium nicht in Frage“, weiß Susanne Geu vom Career Service der Technischen Universität Berlin. Dabei stünden die Chancen meist besser als viele denken. Bei einer Stipendienbewerbung komme es vor allem auf Begabung, Leistungsbereitschaft und gesellschaftliches Engagement an, so die Betreuerin des Begabtenförderprogramms.

Keine falsche Scheu
Programme wie die der vom Bundesbildungsministerium geförderten Begabtenförderungswerke – unter anderem die Studienförderung der parteinahen Stiftungen oder die der Stiftung der Deutschen Wirtschaft – würdigen neben guten Noten auch gesellschaftliche Aktivitäten. Ebenso wichtig ist gesellschaftliches Engagement zum Beispiel bei der Robert-Bosch-Stiftung. Beim Deutschlandstipendium, bei dem sich private Förderer wie Unternehmen, Stiftungen und Alumni mit dem Bund die einkommensunabhängige monatliche Förderung von insgesamt 300 Euro teilen, ist sogar ausdrücklich vorgeschrieben, dass neben guten Noten auch andere Faktoren bei der Stipendienvergabe zählen: „Das Deutschlandstipendium berücksichtigt auch soziale, familiäre oder persönliche Umstände. Hat jemand Bildungshürden überwunden, zum Beispiel, indem er sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachgeholt hat, oder er hat etwa ein Familienmitglied gepflegt, wird das als Pluspunkt gewertet“, sagt die Referentin für das Deutschlandstipendium Geu. Das bedeutet im Klartext: Auch ohne Überflieger-Abitur bestehen Aussichten auf eine Förderung. Voraussetzung ist, dass sich Studierende aktiv für die Gesellschaft einsetzen oder einen außergewöhnlichen Lebenslauf vorweisen können.

Soziales Engagement
Maria Wirzberger hatte ihren Schulabschluss schon lange hinter sich, als sie nach einem passenden Stipendium für ihren Master suchte. Ein Professor brachte sie auf das Deutschlandstipendium. „Er informierte uns, dass ein Förderer gezielt in unserem Studiengang fördern wollte“, so die Studierende, die ihren Bachelor in Psychologie bereits in der Tasche hat und jetzt im Bereich „Human Factors“ ihren Master machen will. Dass neben guten Noten auch soziales Engagement anerkannt wird, sprach sie sofort an. „Ich gestalte neben dem Studium ehrenamtlich als Vorsängerin Gottesdienste für Senioren mit. Da dachte ich, das passt“, berichtet sie. Für ihre Bewerbung hat sie sogar ein Gutachten eines ehemaligen Dozenten über ihre wissenschaftliche Arbeit eingereicht. „Ich wollte deutlich machen, was mich antreibt, nämlich meine Leidenschaft für die Forschung“, sagt sie. Seit dem vergangenen Wintersemester wird sie mit 300 Euro im Monat unterstützt, zunächst für ein Jahr.

Ideelle Förderung
Neben der finanziellen Entlastung bieten manche Stipendien auch die Möglichkeit, Einblicke in die Berufswelt zu bekommen und sich zu vernetzen. Das ist besonders beim Deutschlandstipendium so. Viele Unternehmen, die sich an dem Stipendium beteiligen, laden zu Workshops, Mentoringprogrammen oder Netzwerkveranstaltungen ein. Nicht selten sammeln Stipendiaten dort erste Branchenkontakte – als Karrieretrittbrett für einen erfolgreichen Start in den Beruf. „Mein Förderer, die IBM Deutschland GmbH, bietet ein Rahmenprogramm zur Karriereförderung und unterstützt die deutschlandweite Vernetzung der Stipendiaten“, erzählt Maria Wirzberger. Alexander Court hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Der angehende Informatiker wird als Deutschlandstipendiat an der TU Berlin von der Wooga GmbH unterstützt, die Online-Spiele produziert. „Meinen Förderer habe ich bei einer Betriebsführung kennen gelernt. Das war ein spannender Einblick für mich“, so der 21-Jährige, der schon seit seinem zehnten Lebensjahr programmiert.

Rechtzeitig informieren
Alexander Court ist heilfroh darüber, dass er das Stipendium erhält. Die Mischung aus finanzieller Unterstützung und ideeller Förderung weckte sein Interesse. Beworben hat er sich in letzter Sekunde. Dass es trotzdem pünktlich zum Studienbeginn im Oktober 2013 geklappt hat, führt er auch auf das gut organisierte Bewerbungsprozedere an seiner Hochschule zurück. Jedes Stipendium hat andere Anforderungen, Auswahlverfahren und Bewerbungsfristen. Den konkreten Auswahlprozess für das Deutschlandstipendium legt jede Hochschule selbst fest. Wie es funktioniert, erklären die Hochschulen in der Regel auf ihrer Internetseite. „Wer sich für ein Stipendium bewerben möchte, muss sich unbedingt rechtzeitig informieren. Beim Deutschlandstipendium kann die Ausschreibung – je nach Hochschule – schon auch mal früher enden als die Bewerbungsfrist für einen Studienplatz“, weiß Susanne Geu.

Das passende Stipendium
Eine echte Hilfe bei der Stipendiensuche sind Online-Datenbanken und Suchmaschinen, wie das Portal vom Deutschen Stiftungszentrum, die Webseite e-fellows.net oder stipediumplus.de von den Begabtenförderungswerken. In den Portalen können Schülerinnen und Schüler, Studierende und Promovierende nach passenden Förderprogrammen suchen. Wie gefragt solche Datenbanken sind, zeigen auch die monatlich rund 80.000 Nutzer der Suchmaschine myStipendium.de. „Die Idee zum Portal ist bei mir aus der Not heraus entstanden. Damals suchte ich ein Stipendium für meine Doktorarbeit. Das war so langwierig und mühselig, dass ich mir dachte, dafür müsste es doch eine schnellere Möglichkeit geben“, erzählt die Gründerin Mira Maier. Mit nur wenigen Klicks sollen Interessierte die Stipendien finden, die auf ihren individuellen Lebenslauf passen. Wer das geeignete Stipendium für sich gefunden hat, muss dann nur noch eins: loslegen und die Bewerbung abschicken. „Man darf sich auf keinen Fall von den Zweifeln im Kopf abhalten lassen. Jedem, der großes Interesse und Spaß an seinem Studienfach hat und eine entsprechende Leistungsbereitschaft mitbringt, kann ich die Bewerbung für ein Stipendium nur empfehlen“, sagt Alexander Court.